Lass Pflanzliche Lebensmittel wirken
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Nutrazeutika – Heilende Nahrungsmittel, Kräuter und Gewürze
Ratgeber
Pflanzliche Hausmittel gezielt einsetzen: für Immunsystem, Darm, Haut, Atemwege und Harnwege
erscheint am 11. Januar 2023
Nutrazeutika – Pflanzliche Lebensmittel mit Wirkung
Fachbuch
einfach und eigenständig in der eigenen Küche hergestellt
aus handelsüblichen Lebensmitteln
mit evidenzbasierter Wirkung und
risikoarmer Anwendung
erscheint am 6. Februar 2023
Seit den 1980er Jahren bewege ich mich beruflich an der Schnittfläche zwischen Ernährungswissenschaft und Pharmazie. Eine Verbindung, die noch im 19. Jahrhundert in vielen Kochbüchern evident war und später im Zuge des Expertentums nicht mehr schritthalten konnte. Den Wirkungen pflanzlicher Lebensmittel galt all die Jahre mein spezielles Interesse und jetzt ist die Zeit reif für eine neue Perspektive: eine Auswahl Pflanzlicher Lebensmittel, aus denen zu Hause eigenständig Nutrazeutika mit ganz bestimmten Wirkungen zubereitet werden können.
Es ist vor allem die interdisziplinäre Betrachtung, die viele Perspektiven für ein Thema eröffnet. Die analytische Herangehensweise der Ernährungswissenschaften, die mich seit dem Studium begleitet, erhält einen Kontext, wenn zur reinen Funktionalität der Pflanzenwirkstoffe die sozialwissenschaftliche Anbindung hinzukommt.
Ich habe gelernt, dass Menschen in Gesundheitsberufen auf der Suche nach einfachen Anwendungen mit alltäglichen Zutaten sind und dass es verbindende Elemente zwischen Naturwissenschaft und Gesellschaftswissenschaft gibt. Die Pflanzenwirkstoffe im Thymian etwa, die eine solide Evidenz bei Erkrankungen der Atemwege haben, signalisieren freies Durchatmen über olfaktorische Eindrücke. Zudem ist die Sensorik verbunden mit dem manuellen Zubereiten des Tees oder der Inhalation und dieses Tun erweckt Vertrauen. Wachsen lassen und Ernten, Trocknen und Aufgießen des Thymians und zum Schluss das Teetrinken: alle Phasen dieses Prozesses stimmen auf die Wirkung ein und fördern die Compliance. Im Endeffekt ist das für die Anwendung überzeugender als die abstrakte chemische Formel alleine. Das praktische Handeln und der kulturelle Kontext schaffen einen Suggestiveffekt oder Placeboeffekt, wie immer er genannt sein will, der zusammen mit der unerschütterlichen biochemisch nachweisbaren Wirkung hinter der Anwendung steht und den Einsatz im öffentlichen Gesundheitssystem rechtfertigt.
So entstand die Frage, ob es möglich ist, eine ausgewählte Gruppe von Lebensmitteln eigenständig und einfach zu Hause in eine Form zu bringen, die gesundheitsfördernd, präventiv oder therapeutisch einsetzbar ist.
Das Konzept zu Nutrazeutika in Fachbuch und Ratgeber erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es zeigt 22 haushaltübliche Lebensmittel, die als Nutrazeutika angewendet werden können. Ihre Verwendung geht weit in die Geschichte zurück und ist in vielen Teilen der Erde zu finden. Sie haben demnach eine breite kulturelle Verankerung. Ein Großteil der Menschen ist von ihnen geprägt und konditioniert.
Nutrazeutikum klingt in Europa noch etwas neuartig, dennoch ruft das Wort Assoziationen hervor. Es klingt nach Nutrition und Pharmazeutikum und erzeugt Bilder von einer Symbiose der beiden. Einer Symbiose, die nach kritischer Betrachtung in dieser Publikation auf eine fundierte Basis gestellt wird.
Am Anfang steht die Frage, ob es pharmakologisch wirksame Zubereitungen gibt, die aus Lebensmittel hergestellt werden können. Das Deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit meint, das gäbe es und hat dafür Stofflisten des Bundes und der Bundesländer Kategorie „Pflanzen und Pflanzenteile“ erstellt. Darin sind Lebensmittel aufgelistet, die nicht nur ernährungsphysiologisch, sondern auch pharmazeutische Relevanz haben können (BLV, 2014). Diese Lebensmittel können ab einer bestimmten Dosis auch eine pharmakologische Wirkung haben. Die Einordnung Lebensmittel, traditionelles Arzneimittel, Arzneistoff, neuartige Lebensmittelzutat oder Nahrungsergänzungsmittel wird anhand des Entscheidungsbaumes getroffen, einer grafischen Darstellung.
Die Zubereitung der Nutrazeutika erhebt einen alltagstauglichen und einfachen Anspruch. Sie soll auch ohne Koch- oder küchentechnischen Kenntnissen ohne weiteres durchgeführt werden können.
Nutrazeutika können gesundheitsfördernd und therapeutisch eingesetzt werden. Um eine gesundheitsfördernde, antioxidative oder antiphlogistische Wirkung zu erreichen braucht es keine pharmakologisch wirksame Dosis, sondern die niedrige Dosis eines Pflanzenwirkstoffes bei gleichzeitig langfristiger Anwendung. Wenn Menschen sich mit Nutrazeutika auseinandersetzen, erlangen hochwertige pflanzliche Lebensmittel mehr Platz im Alltagsdenken und auf die Dauer werden sie in die Alltagskulinarik vermehrt einziehen. Die ernährungswissenschaftlich gesicherte Wirkung der Nutrazeutika paart sich mit der Überzeugung der Selbstwirksamkeit und stärkt die Gesundheit. Die Strukturen für eine selbstbestimmte Zubereitung sind in den Haushalten bereits vorhanden. Die Lebensmittel, die für Nutrazeutika verwendet werden, sind Teil unserer Esskultur und Teil von traditionell angewendeten Hausmitteln. Dieser Kontext erwirkt zusätzlich Suggestiveffekte, die beachtlichen Ausmaße annehmen können.
Wissen, Zubereiten und Anwenden von Lebensmitteln mit Pflanzenwirkstoffkomplexen lassen eine Verbindung zwischen Essen und Spüren entstehen. Die Wirkungen der Nutrazeutika werden mit der Zeit intensiver wahrgenommen und das Körpergefühl verknüpft sich mit den Wirkstoffen. Durch das selbstständige Zubereiten beginnt ein Erfahrungsprozess mit den Auszügen und Lebensmittelkombinationen und deren prozessabhängige sensorische Veränderungen. Diese Sinneseindrücke haben großes Potential, die Menschen zu erreichen und nachhaltig zu beeinflussen. Nutrazeutika werden dadurch verstehbar, handhabbar, spürbar und alltagstauglich.
Dazu braucht es ausschließlich ganz natürliche Lebensmittel aus dem Handel, vom Bauernhof oder aus dem eigenen Garten und das implizite Wissen rund um die Zubereitung und Anwendung. Nicht zu unterschätzen ist auch das intensive Auseinandersetzen mit der eigenen Gesundheit und das frühe Eingreifen in den Krankheitsverlauf. Über allem muss die Weisheit stehen, die erkennen lässt, wo die Grenzen der Nutrazeutika sind und wann eine externe professionelle medizinische Hilfe nötig ist.
Geschmack, Gusto und Abneigung spielen bei Nutrazeutika im Gegensatz zu Phytopharmaka eine Rolle. Vorlieben für Lebensmittel und Zubereitungen werden berücksichtigt. Nutrazeutika haben das Potential, sich in Zukunft noch mehr zu genussvollen und gesundheitsfördernden Kulinarikbausteinen zu entwickeln.
Der Zusatznutzen, den das Nutrazeutikum gegenüber dem isolierten Wirkstoff bietet, ist auch der Mehrwert gegenüber der reinen naturwissenschaftlichen Funktionalität der Pflanzenwirkstoffe. Dieser Mehrwert ist implizites Wissen, Praxiswissen über Zubereitung und Anwendung, das auch nur in der Praxis erlernt werden kann. Implizites Wissen über Nutrazeutika verlangt nach praxisorientierten Publikationen und Praxisseminaren, in denen es weitervermittelt wird. Es kann niederschwellig, alltagstauglich und kostengünstig die Gesundheitskompetenz der Menschen erhöhen.
Nutrazeutika sind ein Public Health Thema. Nicht das verkaufbare Produkt ist das Ziel, das in unserer ökonomischen Welt neue Umsätze lukriert. Es ist das Bewusstsein der Selbstwirksamkeit, das die ernährungswissenschaftliche Basis der Nutrazeutika ergänzt. Nutrazeutika stärken die Überzeugung, selbst und völlig unabhängig etwas für die eigene Gesundheit tun zu können. Die Verfassungen in Deutschland und Österreich bauen ebenfalls auf diese Selbstbestimmtheit und gehen davon aus, dass alles, was der einzelne gut erfüllen kann, auch dem einzelnen überlassen werden soll. Sie haben das Prinzip der Subsidiarität verankert.
Kontakt: Texte, Vorträge und Seminare zum Thema
Karin Buchart
Ernährungswissenschafterin
+43 660 200 5805
karin@buchart.at